petja dimitrova

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2005 „Lebt (seit langem) und arbeitet (seit kurzem mit Arbeitserlaubnis) in Wien“. Posterserie 1-3, 2005

Lebt (seit langem) und arbeitet (seit kurzem mit Arbeitserlaubnis) in Wien ist eine Anspielung auf die Ausstellung der Kunsthalle Wien “Lebt und arbeitet in Wien“.
Als in Wien lebende, arbeitende und vor kurzem in Österreich eingebürgerte bulgarische Künstlerin, bekam ich (auch) die Möglichkeit, meine Arbeit in der Kunsthalle zu präsentieren, allerdings als Künstlerin in einem „ethnischen Kontext“ - im Rahmen der Ausstellung „Play Sofia“. In diesem Kontext stellte sich für mich die Frage: ist es möglich, Exotismen, Projektionen, nationale Zuschreibungen und Ausschlüsse kritisch zu beleuchten, um sie zu brechen?
Meine Plakatarbeit (die außerhalb der Ausstellungsräume placiert ist: Vorraum, Kaffeehaus, etc) versucht die Zivilbevölkerung in Wien mit „süßlich-kitschiger“ Ästhetik auf einige umstrittene Themen aus dem aktuellen Tagesdiskurs in Österreich anzusprechen. Die „Bedeutung“ der Ehe, aus der Perspektive einer dunkel aussehenden süd-slawischen Migrantin, die die österreichische Staatsbürgerschaft erworben hat und den „Wunsch“ nach einer Heirat äußert, die aber keinen aus der Reihe der „eigenen Leute“ als Partner möchte und für die Annerkennung der gleichgeschlechtlichen Ehe ist.
Welche Fragen werfen diese einerseits auf den ersten Blick konservativen, de-politisierten, persönlichen Anmerkungen/Ankündigungen im heutigen Zeitalter der Migration, Hierarchisierung nationalstaatlicher Zugehörigkeiten, Abbau von Bürgerrechten und Minderheitenschutz, immer stärker werdender repressiver Fremdengesetze auf? In Österreich wird die Eheschließung mit einem/r „Fremden“ Verdacht und polizeilichen Kontrollen ausgesetzt, während es gleichzeitig (fast) keine Möglichkeit auf stabilen Aufenthalt für MigrantInen gibt, außer durch Eheschließung mit einem/r österreichi-schen StaatsbürgerIn.
Um die aktuellen politischen Prozesse, durch die eine starke Prekarisierung, Ausbeutung und Ausgrenzung von Minderheiten und MigrantInnen betrieben wird, geht es mir in meiner Plakatarbeit. Teilt Privilegien!

Eine Aktion, die im Rahmen von „Kunst aus Sofia“ die BesucherInnen in eigene, real-politische, österreichische Ereignisse zurückholen soll.
In: „Play Sofia“ Kunsthalle Projekt space, Wien 2005. in der Zeitung MALMOE: Verein zur Förderung medialer Vielfalt und Qualität. #31/2006